Die Lithografie als künstlerische Darstellungsform

Die Lithografie (,,lithos“ = Stein, ,,graphein“ = schreiben) ist das Ergebnis eines Druckverfahrens, das Alois Senefelder 1796/98 erfand. Es verbreitete sich sogleich in ganz Europa. So hat es auch Goya kurz vor seinem Tod (1828) verwendet.

Lithografie-Kniehebelpresse.
Lithografie-Kniehebelpresse. [Public domain], via Wikimedia Commons

Die Lithografie ist ein Flachdruckverfahren, bei dem eine Kalksteinplatte – ab l870 auch eine Zinkplatte nachdem Verfahren von Gillot – zuunterst auf einer Presse liegt und das zu bedruckende Papier auf sie gedrückt wird. Die Steinplatte wird zuerst glatt poliert, dann mit feuchtem oder trockenem Sand Gekörnt, das heißt aufgeraut. Ist der Stein wunschgemäß gekörnt, so wird das Bild mit der Lithokreide, einer fett- und harzhaltigen Kreide, auf den Stein gezeichnet. Anschließend wird der Stein geätzt. Die Säure, eine Mischung von wasserverdünnter Gummilösung und Salpetersäure, ätzt das Korn überall dort weg‘ wo keine Zeichnung aufgetragen ist, denn die fette Lithokreide stößt jede Säure sofort ab. Die geätzten Stellen werden dadurch spiegelglatt und liegen – genau genommen – etwas tiefer als die körnigen Stellen. Der Niveauunterschied zwischen den beiden ist jedoch so minimal, dass beim späteren Druckvorgang das Papier auch auf die geätzten Partien gepresst wird. Nach genügender Atzung wird der Stein mit einer Walze eingefärbt, wobei die aufgetragene Druckfarbe nun ausschließlich auf der ,,fetten“ Zeichnung haftet. Die nach dem Druck vorliegende Lithografie gibt die Originalzeichnung auf dem Stein nun spiegelverkehrt wieder.

Da der Stein durchschnittlich 8 bis 15 cm hoch ist, kann die Oberfläche nach dem Druck abgeschliffen und für eine neue Zeichnung vorbereitet werden. Es haben sich nur ganz wenige Steine erhalten, auf denen man noch die Zeichnung Daumiers findet.Das von Gillot schon um 1855 erfundene Verfahren mit einer Zinkplatte als Druckträger (Gillotage) ist künstlerisch von geringerer Qualität, da die Konturen verwischen und die Grau- bis Schwarztöne kaum abgestuft erscheinen. Es beschleunigte aber die kombinierten Druckverfahren von Lithografie und Zeitungsdruck (Hochdruck).

Die Drucklegung nimmt in der Mehrzahl der Fälle folgenden Verlauf. Zuerst werden mehrere Abzüge vom Stein genommen, die zum einen in die Redaktion wandern, um sie dort zu betexten, zum anderen geht ein Exemplar an den Künstler zu dessen Kontrolle. (sog. épreuve avant la lettre). Druck auf festem Velin, sehr selten auf ‚chine‚ oder auf ‚papier mince‚, d.i. dünnes Velin.

Lithostein und gedruckter Abzug nebeneinander
Lithostein und gedruckter Abzug nebeneinander

Vom betexteten Stein werden einige Abzüge gefertigt, meist auf ‚papier mince‚, zum einen geht ein Exemplar zum Drucker , der das Blatt zertifizieren muss (sog.‚epreuve avec le certificat de tirage‘), zum anderen zu Zeiten der Zensur an den Zensor, der ein oui oder no(n) bzw. refusé bewilligt.

Erst dann kann der Auflagendruck erfolgen, für die Charivari-Ausgabe auf Zeitungspapier, für Sonderausgaben (z.B. Bündelung in Alben) auf festem Velin (sog. ‚epreuve sur blanc‚). abgezogen entweder vom Mutterstein oder von einem Abklatschstein. Gegebenenfalls erfolgt eine Schablonenkolorierung.

Honoré-Daumier-Gesellschaft

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